Beim Nitratgehalt ist Heinersreuth schlechter dran

Trinkwasserschutzgebiet

Hinweis auf Trinkwasserstation im Wald

Unterschiedlicher Nitratgehalt in den Ortsteilen

Im Ortsteil Heinersreuth nimmt jeder Bürger mit einem Liter Wasser 24 Milliliter (ml) Nitrat im Körper auf. Die Altenploser sind in dieser Hinsicht besser dran: hier sind im Trinkwasser nur 2,3 ml Nitrat enthalten. Nitrat gehört nicht in das Wasser. Es gibt Messstellen im Landkreis Bayreuth mit einem Laborwert unter 1 ml, wie z.B. in Schnabelwaid. Das Wasser von der Hohen Warte enthält zum Vergleich 5 ml Nitrat.

Vorsorgewerte für Kleinkinder nötig

Der Nitratgehalt im Trinkwasser darf in Deutschland 50 mg/l nicht überschreiten. Der Wert gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kleinkinder. Dem gegenüber steht eine Verordnung für die Kennzeichnung von Mineralwasser. Soll das Wasser für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet sein, darf der Nitratgehalt in der Flasche den Wert von 10 mg/l nicht übersteigen. Dies wird wird mit einem Etikett auf der Flasche gekennzeichnet. Leider geht der Gesetzgeber bei der Grenzwertfestlegung nicht auf die Schutzbedürfnisse der Kinder ein.

Was macht Nitrat für den Menschen gefährlich?

Pflanzliche Organismen nehmen Nitrat als Stickstoffquelle auf und verwerten es. Überschüssiges Nitrat sammelt sich im Erdboden an und kann in das Grundwasser sickern. Nitrate sind für Menschen selbst nicht giftig. Sie können aber in saurem Milieu, z.B. im Magen des Menschen, zu Nitrit umgewandelt werden. Nitrit kann durch chemische Reaktionen das Hämoglobin zu Methämoglobin umwandeln und dadurch den Sauerstofftransport im Blut verringern. Zuviel Nitrit im Blut von Kleinkindern kann im Extremfall zu Blausucht (Zyanose) führen.
Nitrit hat zusätzlich die negative Eigenschaft, in Verbindung mit Aminen Nitrosamine zu bilden. Dazu bedarf es wiederum eines sauren Milieus. Studienergebnisse aufgrund von Tierversuchen bewerten Nitrosamine eindeutig als kanzerogen und erbgutschädigend. Epidemiologische Studien brachten Nitrosamine sogar in Zusammenhang mit Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson und Diabetes, wobei nicht nur die landwirtschaftliche Düngung sondern auch die Behandlung von Lebensmitteln zum Problem beiträgt.

Nitrat gelangt aus vielen Quellen in den Körper

Würde Nitrat nur über das Trinkwasser aufgenommen, wäre ein Laborwert von 24 ml eventuell zu vernachlässigen. Nitrat wird aber auch über andere Quellen aufgenommen. Fleisch und Wurst enthält Pökelsalz, um die Ware für Kunden in schönen „rot“ zu präsentieren. Früher wurde Pökelsalz dazu benutzt, Fleischprodukte länger haltbar zu machen.
Einige Gemüsesorten und Salate enthalten besonders viel Nitrat: Spinat, Rucola, Blattsalat, Rettiche, Kohlrabi, rote Beete. Freilandgemüse im Sommer enthält weniger Nitrat als Gewächshausanbau im Winter oder im Frühjahr. Sonnenlicht verringert das Nitrat in der Pflanze. Deshalb sollte Salat im Sommer gegen Abend geerntet werden.
Theoretisch dürfte ein 60 kg schwerer Erwachsener bis zu 222 mg/Tag aufnehmen. Bei Kindern unter 3 Jahren gilt eine maximale Aufnahme von 93 mg/Tag.

Wie gelangt Nitrat in das Grundwasser?

Die Experten sind sich weitgehend darin einig, dass Düngemittel aus der Landwirtschaft hauptverantwortlich für die Nitratbelastung im Grundwasser sind. Dazu zählt nicht nur der eigentliche Mist und die Gülle aus der Tierhaltung, sondern auch die Gärreste aus den Biogasanlagen. Das Umweltbundesamt (UBA) hat festgestellt, dass im Jahr 2010 die höchsten Nitratbelastungen unter Ackerflächen festzustellen waren. 50% aller Messstellen wiesen einen Wert von größer 25 mg/l aus. Aber selbst bei Entnahmestellen im Wald wiesen noch 13% aller Messstellen erhöhte Werte auf. Diese Ergebnisse deuten daraufhin, dass weiträumig um die Wasserentnahmestellen keine landwirtschaftliche Düngung erfolgen sollte. Die Wasserentnahme für den Ortsteil Heinersreuth erfolgt im Dörnhofer Forst. Der Bereich liegt in einer Trinkwasserschutzzone, siehe nachstehende Grafik:

Landkarte Schutzgebiet

Lage des Schutzgebietes vor Dörnhof

Ist das Wasserschutzgebiet ausreichend?

Die Überwachung des Nitratgehalts im Trinkwasser obliegt dem Gesundheitsamt. Falls der Grenzwert von 50 ml/L bei Wasserproben eingehalten ist, erfolgt keine Aufforderung für weitere Maßnahmen. Auch das Wasserwirtschaftsamt sieht bei dem aktuellen Laborwert keinen Handlungsbedarf. Sollte die Gemeindeverwaltung dennoch vorsorgeorientiert tätig werden? Zum Schutz der Kleinkinder ist die Frage eindeutig mit „ja“ zu beantworten. Kreative Lösungen für den Grundwasserschutz sind gefragt.

Weiterführende Links

Bundesamt für Risikobewertung (BfR) zu Nitrat
Umweltbundesamt zu Nitrat im Grundwasser
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Vergleich der Laborwerte in den Gemeindeteilen

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