Ausmalende Sprachgestaltung als Markenzeichen
Die Texte von Horst Wunner heben sich deutlich ab von der eher biederen Berichterstattung auf Vereinsebene. Einfache Sätze gleiten ihm schwer aus der Feder. Fast jedes Hauptwort bekommt ein Eigenschaftswort mit auf den Weg. Einen treffenden Eindruck von der blumigen Ausdrucksweise liefern bereits die ersten Sätze seines Artikels in Mein-Verein über das klassische Konzert der jungen Künster im August in Heinersreuth : „Es war ein außergewöhnliches Konzert, eine fast paradoxe Liaison. Klassik pur, aber gepaart mit einer sensationellen Sopranstimme im Hinblick auf das jugendliche Alter, und einem – Akkordeon.“ Es lohnt sich, den gesamten Text zu lesen.
Der Hang zum Non-plus-ultra
Wer den Artikel vom Auftritt der jungen Künstler in der Versöhnungskirche mehrfach liest, fragt sich, ob dieser Auftritt jemals zu überbieten sein wird. Höchst euphorisch kommt die Geschichte beim Besucher an. „Ein Abend gefüllt mit Leuchtkraft und strahlender Helle“ stürzt auf den Leser herein oder „Teresa Hörl vermochte mit unbändiger Leidenschaft und dem gewissen Verve lichte Höhen zu erklimmen, ihre Arien glichen Engelsgesang.“
Was würde Wunner wohl schreiben, wenn Anna Netrebko oder Placido Domingo in der Versöhnungskirche singen würden?
Der reale Tagesjournalismus kommt nüchterner daher
Alexandra Knobloch ist hauptberuflich Redakteurin bei der Apothekenumschau und bildet nebenbei an der Akademie der Bayerischen Presse in Kulmbach junge Journalisten aus. Gemäß ihrer Lehre muss ein gelungener sachlicher Text drei Kriterien erfüllen:
- er muss sachgerecht sein, d.h. den Sachverhalt korrekt wieder geben
- er muss publikumsgerecht sein, d.h. der Leser soll den Text verstehen und dem Textfluss leicht folgen können
- er muss mediengerecht sein, d.h. sprachlich angemessen, fesseln, zum Weiterlesen anregen
Die moderne Sprache geizt mit Eigenschaftswörtern. Gesucht ist das starke Substantiv und das passende Verb. „Der Journalist soll eher Dienstleister als Künstler sein“, lernt der Studierende in Kulmbach.
Seine Texte machen neugierig
Über Schreibkunst lässt sich trefflich streiten. Ob die Texte von Wunner dem aktuellem Standard der journalistischen Lehre entsprechen oder nicht, ist für den Durchschnittsbürger eher nebensächlich. Wunner ist beliebt bei den Vereinen und im Ort gut vernetzt. Er schreibt, wie es ihm gefällt. Selbst der kritische Leser wird bei der Zeitungslektüre neugierig darauf warten, welche Text-Opern der Horst soeben wieder komponiert hat …