Klimawandel vor der eigenen Haustüre

Vortrag BN in Altenplos

Klimaforscher Dr. Johannes Luers beim Vortrag im Gasthof Moreth

Bund Naturschutz lud Klimaforscher Johannes Lüers nach Altenplos ein

Klimaforscher lieben lange Messperioden. Zehn Jahre sind für eine wissenschaftliche Auswertung sehr kurz. Innerhalb von dreißig Jahren lassen sich Trends weit besser ableiten. Weltweit zeichnen 50-Tausend Messstationen Klimadaten seit 1960 unter genormten Bedingungen auf. Gerade den letzten Punkt hält Dr. Luers für wesentlich. Ansonsten wären die Zeitreihen nicht vergleichbar. Die Uni Bayreuth unterhält einen Lehrstuhl für Mikrometreologie. Vier Messsstationen liefern für Oberfranken täglich statistische Daten. Die wichtigste Station steht auf einer Wiese im Ökologisch-Botanischen Garten, weitere Messeinrichtungen befinden sich auf dem Waldstein und in Voitsumra bei Weißenstadt.

Zwei Grad Klimaerwärmung sind schon fix

„Der Vorteil von Computermodellen besteht darin, dass der Faktor ‚Mensch‘ bei den Prognosemodellen ausgeblendet werden kann“, erklärt der Klimaforscher. Selbst wenn man diesen für die Natur günstigsten Fall einplanen würde, wäre eine Klimaerwärmung von 2 Grad Celsius in den nächsten 50 Jahren bereits festgeschrieben. Denn das bisher produzierte Kohlendioxid (CO2) verbleibt noch 300 Jahre in der Atmosphäre. Setzt man das menschliche Verhalten wieder in das Computermodell ein, dann ergeben sich mögliche Spannweiten für die Klimaerwärmung von 2 bis 6 Grad Celsius.

Wasser kann in Oberfranken knapp werden

In den letzen zehn Jahren registrierten die Klimastationen in Oberfranken abnehmende Niederschläge. Besonders die Frühlingsmonate März bis Mai waren in den letzten Jahre sehr trocken. Luers sieht als wichtigen Grund dafür ein stabiles Azorenhoch, welches die Tiefdruckgebiete nicht zu uns gelassen hat. Dazu kommt, dass Tiefdruckgebiete jetzt generell schneller abregnen und deshalb weniger Regen in Oberfranken ankommt. Probleme bringt auch die Niederschlagsverteilung. Selbst wenn im Jahresdurchschnitt die Regenmenge gleich bliebe, würde durch einige wenige Starkregen das Wasser in die Kanäle abfließen und für den Grundwasseraufbau fehlen. Bayreuth weist gegenwärtig noch 700 Liter je Quadratmeter im Jahresmittel auf. Im Saaletal im Raum Magdeburg fallen nur noch 400 L/m² im Jahr.

Oberfranken ist Grundwasser-Negativ-Gebiet

In Oberfranken verlieren wir Grundwasser und die Qualität wird schlechter. Luers sieht auch hier einen Grund in der ungünstigen Niederschlagsverteilung. Wenn das Wasser zu schnell durch die Bodenschichten fließt, kommt es „dreckiger“ in den Grundwasserschichten an. Bei einer längeren Sickerdauer tritt der Reinigungseffekt besser ein. Zur Schonung des Grundwassers sind auch die Landwirte aufgerufen. Dünger und Pestizideinträge in den Boden verschlechtern das Grundwasser zusätzlich. Johannes Luers hat erfahren, dass in Bamberg schon große Zisternen aufgestellt werden, um das wertvolle Regenwasser aufzufangen. Im kleineren Maßstab kann jeder Hausbesitzer Regenwasser sammeln und zum Gartengießen verwenden.

Auch Gemeindevertreter unter den Zuhörern in Altenplos

Volkmar Klatt, Vorsitzender der Ortsgruppe Heinersreuth/Altenplos vom Bund Naturschutz, war mit dem Besuch des Vortragabends sehr zufrieden. Neben dem harten Kern der Naturschützer fanden auch auswärtige Besucher den Weg nach Altenplos. Bürgermeisterin Simone Kirschner und die Gemeinderäte Werner Kauper (CSU) und Jürgen Weigel (SPD) erfuhren aus erster Hand, wie sich das Klima in unserer Region verändern könnte. Der Schutz des Grundwassers und der sparsame Umgang mit dem Regenwasser sollten bei der Gemeindeentwicklung wichtige Zielgrößen darstellen.

Weiterführende Links

www.bayceer.uni-bayreuth.de/ Vorstellung Dr. Johannes Luers
Wetterstation Ökologisch-Botanischer Garten Bayreuth
Micrometeorology Prof. Dr. Thomas Foken

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