Warum wir Esel sind

Gedanken zur B85

Kritik an der Berichterstattung im Mitteilungsblatt über die B85

Peter Fürstenau aus Sorg kommentiert die Berichterstattung im gemeindlichen Mitteilungsblatt zur Bundesstraße B85 kritisch. Seiner Meinung nach sind die Veröffentlichungen im Februar 2018 (Seite 6) und März 2018 (Seite 5) einseitig zugunsten der Befürworter einer möglichen Umgehungsstraße dargestellt. Der folgende Beitrag gibt seine Gedanken ungekürzt weiter. Einer Bitte um Veröffentlichung im Mitteilungsblatt April 2018 kam Bürgermeisterin Simone Kirschner nicht nach.

Verantwortliches, zukunftsorientiertes Handeln ist gefragt

„Recht hat er, der Briefschreiber (Anm.: Herr Denscheilmann) aus dem letzten Mitteilungsblatt der Gemeinde: die leidige Geschichte mit der Umgehungsstraße zieht sich. Als es mit ihr losging, hatte ich noch kein graues Haar. Recht hat er: Es ist keine „Lösung“ in seinem Sinne in Sicht. Aber nicht recht hat er mit seiner Einschätzung, dass eine Verlegung des Schwerlastverkehrs auf die A70 keine sinnvolle Alternative darstellt, die Vekehrsprobleme unserer Gemeinde im Ansatz in den Griff zu bekommen. Hier irrt er gewaltig! Hier denkt er zu wenig weitsichtig. Ich will ihm antworten. Sine ira et studio (lateinisch: ohne Zorn und Eifer).
Grundsätzlich gilt: Bei allen anstehenden politischen Entscheidungen ist in viel, viel größerem Maße als bisher der Blick auf die Zukunft zu richten. Das ist keine Theorie mehr. Das ist Grundsatz, notwendige Maxime für verantworungsvolles Handeln. Das ist inzwischen existentiell. Was mag aus unserer Welt werden mit einem „Weiter-So!“? Was richten wir an mit dem Fällen von 1000 Bäumen, die uns im Wege stehen? Was für eine Welt wollen wir hinterlassen? Wem schnüren solche Fragen nicht langsam die Kehle zu?

Zwei Esel an einem Seil

Als Kind – ich konnte wohl noch nicht lesen – stieß ich zu Hause in einem politischen Buch auf eine kleine Bilderfolge, die mir schon damals trotz meiner Unreife einsichtig war, auch wenn mir ihr tieferer Sinn verborgen blieb. Jeder mag diese Bildergeschichte in irgendeiner Weise kennen: Zwei Esel, mit einem Seil aneinander gebunden, stehen jeder vor seinem Haufen Futter. Für beide ist genügend vorhanden. Satt werden sie trotzdem nicht; das Seil ist zu kurz. Sie ziehen und zerren. Ach ja, es sind eben Esel! Sie kennen nur Eselslösungen!
Die Esel – das sind wir! Das bin ich, das ist der Briefschreiber im Gemeindebrief, das sind unsere Für-Und-Wider-Formationen, die Parteien, das sind die „In-Die-Fresse-Hauer“, das sind wir alle! Wir sind eben Esel und können nicht aus unserer Eselshaut. Nur Ziehen und Zerren. „Erst kommt das Fressen – und dann die Moral.“ Uns fallen nur Eselslösungen ein.

Auch Esel werden kug

auch Esel werden klugWenn die Geschichte hier zu Ende wäre, wäre sie eine traurige Geschichte. Aber schauen Sie selber, wozu sogar Esel in der Lage sind: Sie halten Rat, suchen eine einvernehmliche Lösung, ganz anders, als man es Eseln gemeinhin zutrauen möchte. Kein übliches Ziehen und Zerren. Sie werden klug. Unsere Esel haben eine tiefe Einsicht: – Jedem wird bewusst, dass er auch der andere sein könnte. Sie erkennen ein gleiches Problem und zeigen Verständnis füreinander. Sie werden uneselhaft. Machen wir es doch wie diese Esel!

Der erste Schritt

Unsere Bürgermeisterin, so wie ich sie verstehe, versucht Fronten aufzubrechen, zunächst ansatzweise Verbesserungen zu suchen, die Gemeinde zu einigen. Das ist gut. Kompromisse müssen her. Eine Patentlösung gibt es nicht. Ziehen und Zerren führen nicht weiter. Unsere Hälse tun schon weh. Darum handelt sie richtig. Es ist ein erster Schritt – aber in die richtige Richtung, wenn ernst versucht wird, den Schwerlastverkehr aus dem Ort zu bringen. Damit widerspreche ich dem Briefschreiber im Gemeindeblatt mit allem Nachdruck. Ich fordere dazu auf, die Initiative unserer Gemeindeverantwortlichen nicht weiter zu blockieren!

Der zweite Schritt

Wenn das alles wäre, könnte man nicht von einer befriedigenden Lösung sprechen. Es gibt aber einen zweiten Schritt, und der kommt gewissermaßen ohne unser Zutun. Mit ihm zusammen wird unser Verkehrsproblem im Wesentlichen tatsächlich gelöst. Sonderbar ist, dass daran bisher kaum jemand gedacht hat. Es mag damit zu tun haben, dass wir gundsätzlich dazu neigen, mehr statisch und zu wenig dynamisch-vorausschauend zu denken und – weil wir unser eselhaftes Verhalten so ungerne ablegen. Ich will das erläutern:
1. In Heinersreuth ist eine Umgungsstraße angedacht, weil die bestehende Ortsdurchfahrt die Anwohner durch Lärm und Abgase belastet.
2. Eine hypothetische Umgehungsstraße, käme sie wirklich, würden manche ihrer ärgsten Verfechter aus biologischen Gründen nicht mehr erleben. (Sollte man zumindest bedenken).
3. Die negativen Konsequenzen und Folgen einer solchen sind in ihrer Gänze schlichtweg nicht absehbar. Sie mögen verheerend sein. Auf keinen Fall wären sie positiv.
4. Der Verbrennungsmotor befindet sich bereits jetzt in seiner Endphase. Das kann keiner mehr ernsthaft bestreiten.
5. Die nächste Auto-Generation wird gekennzeichnet sein durch (a) Lärmfreiheit und durch (b) nahezu völliges Fehlen von Luftbelastung.
6. Es ist unsinnig, eine Straße zu planen und zu bauen, die nach ihrer Fertigstellung ihren eigentlichen Zweck im Wesentlichen nicht erfüllt.

Elektrifizierung macht eine Umgehungsstraße überflüssig

Insbesondere die maßgebenden Punkte 4 und 5 machen eine Umgehungsstraße überflüssig, weil eine solche fertiggestellt sein würde, wenn die Verbrennungsmotoren allmählich verschwinden. Sie können hinlänglich untermauert werden durch Verfolgung entsprechender Literatur und Medieninformation. Die Zahl möglicher Batteriekonzepte und Aggregate künftiger Autos ist riesengroß und wächst ständig. Weltweit wird mit fieberhaftem Eifer beispielsweise an Flusszellenbatterien, Verbesserungen von Li.-Ion.-Batterien und Elektrolytbatterien geforscht. Heinersreuth wird profitieren. 500 und 600 Kilometer Reichweite sind bereits möglich, 700 Kilometer angedacht, 1000 Kilometer nicht mehr lediglich visionär. Das alles vollzieht sich nicht schlagartig, aber unaufhaltsam, evolutionär und schneller als gedacht.

Beurteilung der Alternativen

Ich fasse zusammen, indem ich die Alternativen für Heinersreuth klar gegeneinanderstelle:
1. Die Umgehung wird gebaut. Die Kosten sind hoch. Zur Zeit ihrer Fertigstellung wird die Umgehung praktisch überflüssig. Die alte Straße bleibt bestehen. Der radikale Eingriff in die Natur ist irreversibel. Eine zeitnahe Entlastung hat ohnehin niemand. Den bleibenden Schaden an Natur und Umwelt haben alle.
2. Die Umgehung wird nicht gebaut. Mit größten Anstrengungen wird angestrebt, den Schwerlastverkehr und nach Möglichkeit auch den Fernverkehr kuzfristig und permanent aus Heinersreuth herauszuhalten. Es entstehen keine Kosten. Es findet kein Eingriff in die Natur statt, wodurch alle nachhaltig profitieren. Die neue Fahrzeugtechnik entlastet auch die Anlieger.

Legen wir endlich unser eselhaftes Wesen ab

Eselverhalten ablegenEin erster sinnvoller Schritt ist getan, wenn erst einmal der Schwerlastverkehr aus unserer Gemeinde verbannt ist.
Noch eine Schlussbemerkung: Aus meiner Sicht wird auch die sogenannte Untersuchung mit ihren Ergebnissen der Uni Bayreuth die bestehenden Fronten eher verhärten. Jeder Bürger konnte – ohne Konsequenz und Nachfrage – so viele Umfragebögen anonym mit den unsinnigsten Antworten abgeben, wie er wollte. Ich halte das für nicht seriös, um daraus ernsthaft Schlüsse ziehen zu können.

Peter Hartmut Fürstenau

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