Gemeinderäte meckern über Ergebnisse der Verkehrsbefragung

Jan Ballmann stellen das Verkehrsprojekt im Gemeinderat vor

Jasmin Rinderhagen und Jan Ballmann stellen das Verkehrsprojekt im Gemeinderat vor

Vorstellung der Bürgerbefragung zur Bundestraße B85

Jasmin Rinderhagen und Jan Ballmann, Studierende am Lehrstuhl für Kulturgeographie der Universität Bayreuth, stellten im Rahmen der Gemeinderatssitzung am 15. Mai die Ergebnisse der Bürgerbefragung und ihre eigenen Recherchen zur Verkehrssituation in Heinersreuth vor. Die Projektleitung lag bei Professor Matthew G. Hannah, welcher der Vorstellung im Gemeinderat leider nicht beiwohnen konnte. Dennoch war der Sitzungssaal bis auf den letzten Platz gefüllt. Es hatten sich etwa zwanzig Bürger eingefunden, die von einer möglichen Umgehungsstraße direkt betroffen wären. Enttäuschung machte sich breit, da den Zuhörern nach der Projektvorstellung keine Fragen erlaubt waren. Dafür lieferten einige Gemeinderäte Wortbeiträge, welche zum Teil nur Kopfschütteln auslösten.

Die wichtigsten Daten des Projekts

LKW-Verkehrszahlen wurden an fünf verschiedenen Messorten von der A70 durch Altenplos, Heinersreuth und Bayreuth bis zur A9 – BT Süd erhoben, wobei die Kennzeichen zur Dokumentation der Fahrziele registriert wurden. Die Zählungen wurden morgens, mittags und am frühen Abend durchgeführt, allerdings nicht zur Nachtzeit. Es ergibt sich, dass nur circa 4 Prozent der LKW tatsächlich von der A70 bis zu A9 Richtung Bayreuth-Süd durchfahren. Der Querverkehr auf der Kreisstraße von Eckersdorf und Heinersreuth zwischen den beiden Bundesstraßen B22 und B85 wurde nicht berücksichtigt. Im Interview erklärte Herr Wedlich von der gleichnamigen Spedition, dass die B85 als Verbindungsstrecke zwischen Bayreuth und der A70 für Spediteure im Vergleich mit dem Weg über die Autobahn wirtschaftlich nicht attraktiv sei.
Warum fahren die Laster dennoch über die Bundesstraße? Dazu gibt es nur Vermutungen: das Navi leitet sie auf den kürzesten Weg; Mautgebühr soll vermieden werden; das Schild an der Autobahnausfahrt weist nach Bayreuth-West.
Problematisch für den Heinersreuther Gemeinderat ist die Projektaussage, dass ein Großteil des Verkehrs, aus der direkten Umgebung von Heinersreuth und Altenplos kommt. Beim Vortrag vor dem Gemeinderat relativierten die Studierenden die Aussage: ein relativ großer Teil komme aus der Umgebung.
Die Fragebogenaktion hat 404 Antworten ergeben. Die Formulare stammen etwa zu gleichen Teilen von Formularen direkt aus dem Gemeindeblatt und von der Internetseite der Gemeinde. Um mögliche Manipulationen aufzudecken, wurden die Fragebögen getrennt ausgewertet und verglichen. In den dargestellten Grafiken gab es jedoch keine eindeutigen Unterschiede in den Aussagen.
Aus den Formulierungen bei Antworten zur Frage nach der Notwendigkeit einer Umgehungsstraße schlossen die Studenten auf eine deutliche Uneinigkeit und eine stark emotional aufgeladene Stimmung der Pro- und Kontra Parteien in der Gemeinde.
Die Projektgruppe kann mit dieser Erkenntnis nicht zu einem direkten Lösungsvorschlag kommen, will aber mit ihrer Arbeit einen Anstoß für die innergemeindliche Diskussion geben. Die Bürger sollten zu einem gemeinsamen übergeordneten Interesse kommen mit dem Ziel der Verkehrsentlastung.

Einige Gemeinderäte kritisieren die Studienergebnisse

Hans Dötsch (SPD) wollte die Aussage nicht hinnehmen, dass der Verkehr weniger geworden sein soll. Er stellt ganz „unwissenschaftlich“ fest, dass der Verkehr permanent zustimmt. „Manchmal muss man zehn Minuten warten, bis man aus einer Nebenstraße in die B85 einbiegen kann“, so Dötsch weiter. Ebenso argumentiert Harald Hacke (CSU), der direkt an der Bundesstraße wohnt. Die Verkehrszählung im Jahr 2015 hatte aber eine Abnahme festgestellt. „In Zeiten der Digitalisierung müsste man doch Zahlen aus 2017 haben“, ereifert sich Dötsch. Im gleichen Zuge unterstellt er den Studenten eine falsche Datenerhebung.
Bürgermeisterin Simone Kirschner erhofft sich Klarheit von dem Verkehrsprojekt des staatlichen Bauamts in Bayreuth. Dessen Ergebnisse sollen in Kürze vorliegen. Sie bat die Studierenden, einige Daten noch einmal zu überprüfen. Insbesondere seien die Ergebnisse über den Ziel- und Quellverkehr nicht nachvollziehbar.
Einige Bürger wünschten sich laut Fragebogen mehr Mitspracherechte bei gemeindlichen Dingen. Über diese Aussage konnte sich Norbert Eichler (SPD) aufregen. „Die Bürger haben doch alle Möglichkeiten, z.B. bei der Bürgeranhörung, bei Bürgerversammlungen oder durch direkten Kontakt mit der Bürgermeisterin und den Gemeinderäten.“ Aber es komme zu wenig, so Eichler weiter. Bei Bürgerversammlungen sei niemand da.
Zu denken mussten den beiden Referenten des Uniprojekts auch die Aussage der Bürgermeisterin geben. Zweimal sagte sie: „Wir danken Ihnen ‚trotzdem‘ sehr herzlich für die Arbeit.“ Ein großer Motivationsschub für die Projektteilnehmer dürfte dies nicht gewesen sein.

Abruf der Studie als Powerpoint-Präsentation

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