Die Wahlhelfer leisten Schwerstarbeit

Wahlhelfer bei der Kommunalwahl 2020 in Bayern

Vier Gruppen von Stimmzettel sind auszuwerten

So läuft die Auszählung der Kommunalwahl in Heinersreuth ab

Die Schlacht ist geschlagen. Eine halbe Stunde nach Mitternacht sitzt das Team der Briefwahlgruppe 12 im Auszählraum der Grundschule und gönnt sich einen Schluck Aktien Hell oder ein Mineralwasser. Denn bereits ab drei Uhr nachmittags galt es für die neunköpfige Gruppe, Schwerstarbeit für die Kommunalwahl zu verrichten.
Ein Stapel von knapp 440 Briefen türmt sich auf den Tischen auf. Zählen und immer wieder zählen, heißt die Devise, denn der Sollwert muss stimmen. Los geht die Arbeit mit dem Aufschneiden der roten Umschläge. Die Wahlscheine und die geschlossenen Umschlägen mit den Stimmzetteln werden entnommen. Doch da treten schon die ersten Probleme auf. Zum einen stecken die Stimmzettel nicht im weißen Umschlag, das andere Mal fehlt die Unterschrift auf dem Wahlschein. Letztlich muss der Wahlleiter insgesamt 15 Briefe aussortieren und als ungültig erklären. „Schade eigentlich, denn der Wähler hat sich mit dem Ausfüllen der Stimmzettel viel Mühe gegeben und leider beim Verpacken einen Fehler gemacht“, zeigt sich Eva einfühlsam. Nach dem Sortieren wird wieder gezählt und mit dem Sollwert verglichen. Um 17 Uhr kommen noch einige Nachzügler. Auch diese werden bearbeitet und registriert. Kurz vor 18 Uhr steigt langsam die Spannung. Rainer, Susanne und Claudia essen im Foyer noch schnell eine belegte Semmel und Manfred holt sich eine Tasse Kaffee. Dann kann die Auszählung beginnnen.

Zuerst die Bürgermeisterwahl, dann der Landrat

Alle Teammitglieder haben ihr Briefmesser zur Hand genommen und schneiden die weißen Kuverts auf. Die gelben Bürgermeisterzettel wandern in den Zählkorb. Die anderen drei Gruppen werden in separate Urnen gesteckt. Die Bürgermeisterwahl geht bei nur zwei Kandidaten flott voran. Langsam steigen die Stapel an. Die Zettel mit dem Namen der amtierenden Bürgermeisterin gewinnen optisch an Übergewicht. Schließlich wird alles zweimal gezählt. In der Briefwahlgruppe 12 hat Simone Kirschner gewonnen. Manfred trägt die Zahlen in den Wahlbericht ein und greift zum Telefon. Um 18:30 Uhr laufen die Ergebnisse im Rathaus ein. Die Beteiligten und die Presse haben schon mit Spannung darauf gewartet. Dann sind die Landratskandidaten an der Reihe. Auch diese Auszählung geht von Hand und ohne Computererfassung. Je fünf Stapel für die Kandidaten braucht es diesmal. Es läuft reibungslos. Kurz nach 19 Uhr geht die Meldung ins Rathaus. Der CSU-Kandidat liegt vorne, der Freie Wähler liegt auf Platz zwei.

Die Gemeinderatsliste mit Strichcode

Ab jetzt kommt der Computer ins Spiel. Tamara, Eva und Susanne sitzen schon vor dem Bildschirm und starten das Erfassungsprogramm. Zur Datenerfassung verwenden sie einen digitalen Stift. Jeder Stimmzettel bekommt ein Etikett mit einer laufenden Nummer und vor jedem Namen des Kandidaten steht ein Strichcode. Einfach geht die Erfassung, wenn nur die gesamte Liste angekreuzt wurde. Dann verteilen sich die 16 Stimmen gleichmäßig auf alle Teilnehmer. Aber die meisten Wähler picken sich ihre Wunschkandidaten heraus und vergeben bis zu drei Stimmen. Gefährlich wird es, wenn die Gesamtzahl „sechzehn“ überschritten ist. Dann meldet sich sofort das Computerprogramm und der Wahlleiter bekommt Arbeit. Denn dieser Stimmzettel erhält einen besonderen Vermerk. Beharrlich arbeiten die drei Arbeitsgruppen die Stimmzettel ab. Um 21:30 Uhr sind alle Daten erfasst. Team 1 bekommt jeweils einen USB-Stick von Team 2 und von Team 3. Jetzt fließen alle Daten zusammen und nach wenigen Minuten erscheint das Ergebnis auf dem Bildschirm. Eva sendet die Ergebnisse an den Drucker, Manfred erstellt die Wahlniederschrift und bringt sofort Stick und Unterlagen ins Rathaus zur Weiterverarbeitung der Daten.

Die Kreistagsliste enthält sechzig Namen je Wählergruppe

Nochmals sorgt das Team für Frischluftzufuhr und öffnet die Fenster. Ein paar Cashew-Kerne oder ein Schokoriegel dient als Stärkung vor der Mammuterfassung. Der graue Bogen misst etwa 1,20 Meter auf 70 Zentimeter. Sechzig Namen und der dazugehörige Strichcode je Partei stehen darauf. Tamara arbeitet in halb gebückter Stellung. So kann sie am schnellsten alle angekreuzten Namen einscannen. Claudia und Rainer arbeiten zu. Gegen Mitternacht wird der Stapel sichtbar kleiner. Die letzten fünfzig Bögen teilt sich das Erfassungsteam auf. Dann piepst das Computerprogramm zum letzten Mal. Alle Zahlen sind erfasst. Wieder geben Team 2 und 3 die Daten an Team 1 weiter. Es erfolgt die gleiche Prozedur wie bei der Gemeinderatswahl. Sichtbare Erleichterung zeigt sich im Raum. Der Drucker spuckt die Ergebnisse aus. Hausmeister Michael Glaser schaut zur Türe herein. Für ihn war der Tag noch länger, denn in der Turnhalle lief die Stimmabgabe für Nichtbriefwähler schon ab acht Uhr morgens an. Die Briefwahlgruppe 10 hat ihre Daten ebenfalls „im Kasten“. Noch ein kleiner Plausch im Foyer, einige Spekulationen über die Zusammensetzung des neuen Gemeinderats und letztlich die Erleichterung über die erfolgreiche Arbeit sorgen für den Schlusspunkt. Der Uhrzeiger in der Pausenhalle steht jetzt auf eins.

4 Gedanken zu „Die Wahlhelfer leisten Schwerstarbeit

  1. Dörfler Roland

    Ein sehr guter Bericht. Wäre druckreif für den Nordbayerischen Kurier. Die Wahlhelfer leisten wirklich eine enorme Arbeit bei den Kommunalwahlen. Gruß Roland

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  2. Michael Glaser

    Wow, super Bericht. Der Tag, hat trotz „länge“ Spaß gemacht. Respekt an das Team. War ein schöner Tag. Meinen Glückwunsch an alle Wieder- und Neugewählten.

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  3. Michael Eitner

    War echt spannend mal dabei zu sein… war aber auch heftig viel Arbeit…

    Danke an alle, die die Auszählung mitgemacht haben… war trotz der häufigen Zählerei ein spannender und teilweise sehr lustiger Nachmittag…

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