Kann man einen Krieg gewinnen?

Kirchliche Nachrichten in Heinersreuth - Konfirmation 1945

Diskussion um „verlorenen Weltkrieg“

Woher kommt wohl diese Frage, nachdem in Europa seit 75 Jahren Frieden herrscht? „Schuld“ daran ist ein kleiner Satz im kirchlichen Teil des Mitteilungsblatts der Gemeinde Heinersreuth vom Juli 2020. Ein Kommentar zur Konfirmation im Jahre 1945 spricht vom „verlorenen Weltkrieg“. Über diese Sprachwahl wird manche(r) unachtsam hinweggehen, war es doch die gängige Ausdrucksweise der Nachkriegsgeneration. Aber sollte nicht ein kirchliches Blatt etwas sorgfältiger mit der Sprachregelung umgehen? Haben die Deutschen den Krieg verloren oder wurden sie vom Naziterror befreit? Kann man einen Krieg überhaupt gewinnen?

Siegreich wollen wir Frankreich schlagen

Unter diesem Leitspruch zogen Soldaten im Jahr 1870 singend in die Schlacht und errangen einen militärischen Erfolg gegen unseren westlichen Nachbarn. Erkauft wurde diese „Sieg“ mit dem Tod von 180.000 Soldaten und weiteren 230.000 Verwundeten. Die zwangsweise Abtretung von Elsass-Lothringen durch Frankreich an Deutschland hatte eine jahrzehntelange Rivalität der beiden Nationen zur Folge. Bereits zehn Millionen Todesopfer und 20 Millionen Verwundete forderte der erste Weltkrieg von 1914 bis 1918. Die genaue Zahl der Toten im zweiten Weltkrieg lässt sich nicht mehr ermitteln. In den Statistiken werden mindestens fünfzig Millionen Menschen zu den Kriegsopfern gezählt. Mit diesen schrecklichen Zahlen vor Augen ist es unerheblich, ob ein Volk einen Krieg im militärischen Sinne verliert oder gewinnt. Deshalb sollte man in Niederschriften besser vom „Kriegsende“ als vom „verlorenen Weltkrieg“ sprechen.

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