Viele Experten für ein Problem

Heinersreuth - Starkregenanalyse Professor Heiko Sieker

Professor Heiko Sieker stellt die Ergebnisse der Starkregenanalyse vor

Vorstellung der Starkregenanalyse in der Gemeinde Heinersreuth

Bei der Starkregenanalyse in den Kommunen müssen viele Fachleute zusammenarbeiten. Dieses Fazit ergab sich aus dem Informationsabend der Gemeinde Heinersreuth am 29.7.2020 in der Mehrzweckhalle Altenplos. Bürgermeisterin Simone Kirschner hatte Professor Heiko Sieker aus Potsdam und Thomas Müller aus Bamberg eingeladen. Der Fachmann zum Schutz der heimischen Böden kam als Vertreter des Amts für Ländliche Entwicklung (ALE) nach Heinersreuth. Ein Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts war angekündigt, konnte aber an dem Abend nicht teilnehmen. Mit Diplomingenieur Manfred Gebhardt aus Unterkonnersreuth saß ein Vertreter der Fachplaner im Publikum. Auch die Feuerwehrkommandanten und die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte hatte die Bürgermeisterin eingeladen.

Professor Sieker zeigte die kritischen Punkte im Gemeindegebiet auf

Der Fachmann für Starkregenanalyse war im Jahr 2018 vom Abwasserzweckverband Rotmaintal für ein gemeinschaftliches Projekt der Gemeinden Heinersreuth und Neudrossenfeld beauftragt worden. Nach gut zwei Jahren Erfassungsarbeit liegen die Ergebnisse vor. Heiko Sieker zeigte zunächst an Beispielen aus der Gemeinde Neudrossenfeld, wo sich kritische Ereignisse aus dem Geländeverlauf entwickeln können. Vom Flugzeug aus wurde das Untersuchungsgebiet mit Lasertechnik auf 60 Quadratkilometern gescannt. Die erfassten Daten werden in ein digitales Geländemodell (DGM) übertragen und in einem zweiten Schritt mit einem Geosystem verknüpft. Kritische Wasserverläufe sind in verschiedenen Blaustufen dargestellt, wobei dunkelblau die höchste Stufe markiert. Der Projektauftrag für Professor Sieker umfasste lediglich die Bestandsaufnahme im Gelände. Ein Maßnahmenplan käme dann im zweiten Schritt, so weit er denn beauftragt werden würde. Als Vorgehensweise empfiehlt Professor Sieker, kritische Siedlungsbereiche zuerst zu bearbeiten. Dazu zählen unter anderem Schulen und Kindergärten. Die drei bewährten Maßnahmen sind a) Objektschutz, z.B. in Form einer Mauer, b) Technischer Hochwasserschutz, in Form einer „Betonlösung“ und c) der Rückhalt in der Fläche. Bei der letzten Maßnahme müssen die Grundbesitzer über Fördermaßnahmen ins Boot geholt werden, da es bisher keine gesetzliche Durchgriffsmöglichkeit gibt.

Das Amt für ländliche Entwicklung will Bodenabtrag durch Starkregen vermeiden

Bürgermeisterin Simone Kirschner sieht das Amt als wichtigen Gesprächspartner für die Gemeinde, da der Rückhalt in der Fläche eine wichtige vorbeugende Maßnahme darstellt. Thomas Müller als stellvertretender Abteilungsleiter der ALE dämpfte aber gleich die Euphorie. Sein Amt sei mit Anträgen geradezu überschüttet, sagte Müller und prognostizierte lange Vorlaufzeiten. Bei seiner Projektarbeit ist ihm daran gelegen, tatsächliche Maßnahmen in der Fläche umzusetzen. In seinen anschaulichen Beispielen zeigte er die große Spannweite der Möglichkeiten auf: von einem sieben Meter hohen Damm aus Beton bis zu einer fast nicht sichtbaren, aber sehr wirksamen Geländemodulierung reichen die umgesetzten Maßnahmen. Selbst ein geringfügiger Bewuchs auf den Feldern im Herbst wirke bereits als Bremse für den Regenfluss, so Müller. Zur besseren Vernetzung und zum Erfahrungsaustausch wurde das EU-weite Projekt „boden:ständig“ gegründet. Es dient unter anderem dazu, Menschen vor Ort zu helfen, um selbst eine Lösung für ihr Problem zu erarbeiten wie z.B. lokale Überschwemmungen nach Starkregen, Erosion, Nährstoffeinträge in Seen oder Wassermangel durch extreme Trockenperioden.

Nächste Arbeitsschritte in der Gemeinde

Die Daten des Projekts von Professor Sieker werden jetzt in das Geländemodell der Gemeindeverwaltung übertragen. Danach lässt sich das Starkregenrisiko für jedes Teilgebiet anzeigen. Bürger können sich in der Gemeinde darüber informieren, ob ihr Wohngebiet gefährdet ist. Eine großflächige Herausgabe der Daten an die Bürger kann aus Gründen des Lizenzrechts und des Datenschutzes aber nicht erfolgen, stellte die Bürgermeisterin auf Anfrage eines Bewohners aus Altenplos klar. Im Verlauf der Diskussion deutete Simone Kirschner an, dass die konkrete Maßnahmenplanung in Zusammenarbeit mit externen Experten erfolgen soll. Dazu zählen neben dem Team von Professor Sieker, das Amt für Ländliche Entwicklung, das Wasserwirtschaftsamt und gegebenenfalls auch das Staatliche Bauamt in Bayreuth. Aber auch die alteingesessenen Bürger und die Feuerwehren sollen ihre Erfahrungen mit lokalen Überschwemmungsgebieten in die Maßnahmenplanung einbringen. „Die Studie darf auf keinen Fall in einer Schublade verstauben“, gab sich die Bürgermeisterin entschlossen.

Links

www.sieker.de/de/home.html
www.stmelf.bayern.de/landentwicklung/113963/index.php „Bodenständig“

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