Regenerative Energien für zu Hause

Vortrag zu erneuerbare Energien in Heinersreuth

Berndt Meyer (links) vom Ortsverband der Grünen in Heinersreuth bedankt sich bei Energieberater Jürgen Ramming für den lebhaften Vortrag am 28.11.19 im SVH-Sportheim

Energieberater Jürgen Ramming hielt Vortrag in Heinersreuth

Nachrichten aus dem Bereich Solarenergie stoßen gegenwärtig auf großes Interesse. So verwunderte es nicht, dass etwa vierzig Zuhörer in das Sportheim des SV Heinersreuth gekommen waren, um aktuelle Entwicklungen zu regenerativen Energien aus erster Hand zu erfahren. Jürgen Ramming arbeitet seit zehn Jahren bei der Energieagentur Oberfranken mit Sitz in Kulmbach.
Sein eigenes Haus betrachtet Ramming praktisch als Forschungszentrum. Er installierte Photovoltaik auf dem Dach und nutzt seit zwei Jahren einen Batteriespeicher für das Mehrfamilienhaus. Daraus speist er seine Wärmepumpe während der Nacht oder in Zeiten, wenn die Sonneneinstrahlung zu gering ist. Zur Verteilung der Wärme kommt eine Fußbodenheizung zum Einsatz. Überschüssigen Solarstrom im Sommer speist er in die „Cloud“ ein. Dafür erhält er Gutschriften beim Strompreis. Nach Sanierung des Hauses auf den KfW-Standard 55 reduzierte sich der jährliche Stromverbrauch von 15.000 Kilowattstunden (kWh) auf 8.000 kWh. Davon erzeugt der Hausbesitzer 4.000 kWh selbst, den Rest bezieht er vom Energieversorger. Auch ein Elektroauto wird mit dem Solarstrom aufgeladen.

Geringe Einspeisevergütung und sinkende Modulpreise machen Eigennutzung interessant

Zu Zeiten hoher Einspeisevergütung dachte niemand an die Eigenstromnutzung. Denn die gekaufte elektrische Leistung vom Energieerzeuger war billiger als der selbst erzeugte Solarstrom. Mittlerweile hat sich der Wind komplett gedreht. Der verkaufte Solarstrom wird ab Januar 2020 nur noch mit knapp 0,10 Euro vergütet. Die bezogene Kilowattstunde kostet hingegen rund 0,30 Euro. In Verbindung mit einem Batteriespeicher wird die Eigennutzung zur runden Sache, wie das Eingangs erwähnte Beispiel von Jürgen Ramming belegt. Die Kosten für Solarmodule sind seit 2010 von 3.700 Euro je Kilowatt/Peak (kWp) auf 1.300 Euro gefallen. Für eine PV-Anlage mit 10 kWp sind somit maximal 15.000 Euro zu bezahlen. Der Akku kostet zusätzlich ca. 9.000 Euro. Als Speichertechnik stehen Lithium-Ionen-Batterien oder Blei-Batterien zur Verfügung, wobei die erst Genannten etwa 15 Jahre lang halten, die Bleibatterien hingegen nur fünf bis zehn Jahre.

Sollte man jetzt seine Ölheizung gegen eine Wärmepumpe austauschen?

Jürgen Ramming rät dazu, noch etwas abzuwarten. Das kürzlich verabschiedete Klimaschutzgesetz lässt vermuten, dass für alte Ölheizungen eine Art „Abwrackprämie“ kommen wird. Vom Austauschgebot befreit sind Besitzer von Häusern mit maximal zwei Wohnungen dann, wenn sie seit dem Jahr 2002 die Immobilie selbst bewohnen. In anderen Fällen müssen ineffiziente Öl- und Feststoffheizungen spätestens 30 Jahre nach Inbetriebnahme ausgetauscht werden. Dieser Fall tritt auch dann ein, wenn ein Haus vererbt wird; beim Verkauf ohnehin. Wird die Ölheizung aber mit Brennwerttechnik oder mit Unterstützung von Solarenergie betrieben, dann kann sie weiterhin verwendet werden.

Wärmepumpen im Niedertemperaturbetrieb benötigen Flächenheizungen

Der Energieberater machte deutlich, dass beim Umstieg von einer konventionellen Ölheizung auf eine strombetriebene Wärmpumpe die alten Heizkörper nicht mehr funktionieren. Niedrigtemperatursysteme, die mit der Wärmepumpe oder auch mit der Brennwerttechnik betrieben werden, benötigen Flächenheizungen. Dazu zählt die klassische Fußbodenheizung oder die Wandheizung. Ist deren Einsatz technisch nicht möglich, müssten wenigstens überdimensionierte großflächige Heizkörper eingebaut werden. Beim Umstieg auf Gas- oder Ölbrennwerttechnik kommt noch die Schornsteinsanierung hinzu. Denn alte Schornsteine sind feuchteempfindlich und nicht säurebeständig. Neue Keramik- oder Kunststoffrohre lassen sich im günstigsten Fall in den bestehenden Kamin einbauen.

Durchblick im Förderdschungel verschaffen

Der Einbau von PV-Speichern wird bereits jetzt schon durch das 10.000-Dächer-Programm gefördert. So erhält man für einen Batteriespeicher mit 10 kWh nutzbare Kapazität plus PV-Anlage mit einer Leistung von 10 kW/p einen Zuschuss von rund 1.200 Euro. Auch der Umstieg auf eine Wärmepumpe wird durch verschiedene Fördermaßnahmen unterstützt. Um in den verwirrenden Förderdschungel besser zu durchschauen, verlinkt die Energieagentur Oberfranken auf den Förderkompass der bayerischen Energieagenturen. Dort sind alle aktuellen Fördermaßnahmen gelistet. Wem das Studium der Lektüre zu mühsam ist, sollte eine Beratung der Energieagentur Oberfranken in Anspruch nehmen; gegebenenfalls muss aber mit Wartezeiten gerechnet werden. Immer offen steht auch der Gang zu einem der vielen Energieberater, die auf der Webseite der DENA gelistet sind. Diese Beratung ist allerdings kostenpflichtig.

Und zuletzt die steuerliche Komponente

Wer seinen eigenen Solarstrom produziert, kann sich als Gewerbebetrieb registrieren lassen. Der Gesetzgeber lässt dann einen Vorsteuerabzug bei allen getätigten Investitionen zu. Somit kostet die Anschaffung einer PV-Anlage plus Speicher gleich einmal 19 Prozent weniger. Im Gegenzug muss der Steuerpflichtige den erzeugten Strom jährlich als Umsatz ausweisen und darauf Mehrwertsteuer entrichten. So holt sich der Staat die gewährte Vorsteuer nach und nach wieder zurück. Für die Ermittlung des steuerpflichtigen Gewinns im Einkommensteuerrecht können die Abschreibungen auf den Anschaffungswert über zwanzig Jahre lang als Ausgaben angesetzt werden, ebenso wie die laufenden Kosten der PV-Anlage. Die erzielte Einspeisevergütung ist als Einnahmenposten anzusetzen.

Weiterführende Links

Energieagentur Oberfranken
Förderkompass bayerische Energieagenturen
Energieberater DENA
Solaranlagenportal mit Steuertipps
Sonnenkraft Freising – Exceltool
Baubiologie Regional – Ausnahmen beim Heizungsaustausch

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