Mit optimalen Blutdruckwerten kann man alt werden

Elektronisches Blutdruckmessgerät

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Bei Werten zwischen 110 und 130 mmHG sind die Überlebenschancen am höchsten

Für den Zeitraum von 1993 bis 2005 werteten die Mediziner Bernhard Haring und Michael LaMont Daten der amerikanischen Women’s Health Initiative aus. In regelmäßigen Abständen wurden über 16.000 Frauen ab dem 65. Lebensjahr beobachtet. Die Teilnehmenden hatten anfangs keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs. Haring und LaMonte sahen sich speziell die Werte für den oberen Blutdruckwert (systolischer Wert) der Probandinnen an sowie ihr jeweiliges Alter zum Testzeitpunkt. 59 % der 16.570 teilnehmenden Frauen erreichten das 90. Lebensjahr.
Für alle Frauen, unabhängig vom Alter, war die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem systolischen Wert von 120 mmHg am höchsten. Von denjenigen Frauen, deren systolischer Blutdruck zwischen 110 und 130 mmHg lag, hatten diejenigen mit einem Wert größer 120 mmHg im direkten Vergleich eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit. Haring und LaMonte kommen zu dem Ergebnis, dass die Regulierung des Blutdrucks im Alter eine wichtige Säule ist, um ein langes Leben zu ermöglichen.

Welche Werte bestimmen den Blutdruck?

Beim Blutdruck spricht man von zwei Werten, dem oberen (systolischen) und dem unteren (diastolischen) Wert, weil sie zwei unterschiedliche Aspekte des Herz-Kreislauf-Systems repräsentieren: Der systolische Blutdruck gibt den Druck in den Arterien an, wenn das Herz schlägt und Blut in die Arterien pumpt. Er spiegelt die Kraft wider, mit der das Herz arbeitet, um Blut in den Kreislauf zu pumpen. Ein hoher systolischer Wert kann ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Der diastolische Blutdruck (der untere Wert) gibt den Druck in den Arterien an, wenn das Herz sich zwischen den Schlägen entspannt und mit Blut füllt. Er spiegelt den Widerstand in den Blutgefäßen wider, wenn das Herz sich nicht kontrahiert.
Ein hoher diastolischer Wert kann auf Probleme mit den Blutgefäßen hinweisen, wie etwa Versteifung oder Verengung. Die Kombination beider Werte gibt ein vollständiges Bild des Blutdruckzustands eines Individuums. Normalerweise wird der Blutdruck als systolischer Wert über dem diastolische Wert angegeben, z. B. 120/80 mmHg. Die Bezeichnung „mmHg“ gibt den Anstieg einer Quecksilbersäule in Millimeter an. Hg ist die Fachbezeichnung für Quecksilber. Die Methode dieser Messung geht zurück auf den italienischen Mathematiker und Physiker Evangelista Torricelli (1608 – 1647) zurück. Dieser war der Assistent des berühmten Astronomen Galileo Galilei.

Unterschiedliche Leitlinien in Amerika und Europa

Amerikanische Fachgesellschaften haben die Kriterien für ein Blutdruck im Einklang mit den Leitlinien der American Heart Association (AHA) und des American College of Cardiology (ACC) von 2017 auf 130/80 mmHg festgesetzt. Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) und die Europäische Gesellschaft für Hypertonie (ESH) geben in ihren Leitlinien tendenziell etwas höhere Zielwerte an. Zum Beispiel empfehlen sie für die meisten Patienten einen Blutdruck unter 140/90 mmHg. Für bestimmte Gruppen, wie ältere Patienten, können die Zielwerte noch etwas höher angesetzt sein.
Die Unterschiede in den Empfehlungen können auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, wie z.B. unterschiedliche Interpretationen der verfügbaren wissenschaftlichen Daten oder die Berücksichtigung von Kosten-Nutzen-Aspekten in verschiedenen Gesundheitssystemen. In den letzten zwanzig Jahren hat es Änderungen in den Zielwerten für die Blutdruckkontrolle sowohl in Europa als auch in den USA gegeben. In Europa lagen die Zielwerte für die Blutdruckkontrolle ähnlich denen in den USA bei weniger als 140/90 mmHg. Die Deutsche Herzstiftung e.V. weist darauf hin, dass Ärzte individuelle Faktoren wie Alter, Gesamtgesundheit, Begleiterkrankungen und das Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei der Festlegung von Blutdruckzielen für einzelne Patienten berücksichtigen.

Natürliche Wirkstoffe können die Blutdruckregulierung unterstützen

Verschiedene natürliche Substanzen haben in wissenschaftlichen Studien eine blutdrucksenkende Wirkung gezeigt. So ist zum Beispiel Kalium ein Mineral, das eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Blutdrucks spielt. Es hilft, die Auswirkungen von Natrium im Körper zu verringern und erleichtert die Entspannung der Blutgefäße. Lebensmittel reich an Kalium sind beispielsweise Bananen, Orangen, Kartoffeln und Spinat. Eine positive Rolle spielen auch Omega-3-Fettsäuren. Diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die in Fischölen und einigen pflanzlichen Ölen vorkommen, können Entzündung reduzieren und Blutgefäße entspannen.
Auch Magnesium kann die Blutgefäße entspannen und so den Blutdruck senken. Gute Quellen für Magnesium sind Nüsse, Samen, Vollkornprodukte und grünes Blattgemüse. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Knoblauch in unterschiedlichen Formen (frisch, getrocknet oder als Knoblauchextrakt) den Blutdruck senken kann. Die Wirkung wird hauptsächlich dem Allicin zugeschrieben, einer Verbindung, die in Knoblauch vorkommt. Flavonoide kommen in dunkler Schokolade, Beeren, Äpfeln und grünem Tee vor und haben antioxidative Eigenschaften und können helfen, den Blutdruck zu senken. Es ist wichtig zu beachten, dass diese natürlichen Wirkstoffe zwar zur Blutdrucksenkung beitragen können, aber nicht als Ersatz für verschriebene Medikamente oder eine ärztliche Behandlung angesehen werden sollten.

Welche Wirkstoffe sind üblicherweise in blutdrucksenkenden Medikamenten enthalten?

Es gibt verschiedene Arten von Medikamenten, die zur Senkung des Blutdrucks eingesetzt werden. Jede Klasse wirkt auf unterschiedliche Weise, um den Blutdruck zu regulieren. Am häufigsten werden ACE-Hemmer (Angiotensin-Converting-Enzyme-Hemmer) eingesetzt. Die Medikamente mit Bezeichnungen, wie Lisinopril und Enalapril, wirken, indem sie die Produktion des Hormons Angiotensin II reduzieren, das die Blutgefäße verengt. Dadurch entspannen sich die Blutgefäße, und der Blutdruck sinkt. Eine Alternative dazu sind die Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARBs). Diese Substanzen wie Losartan und Valsartan blockieren die Wirkung von Angiotensin II direkt, was ebenfalls zu einer Entspannung der Blutgefäße und einer Senkung des Blutdrucks führt.
Das Hormon Angiotensin II entsteht aus Angiotensin I durch die Wirkung eines Enzyms namens Angiotensin-Converting-Enzyme (ACE), das hauptsächlich in der Lunge vorkommt. Angiotensin II hat die Fähigkeit, Blutgefäße zu verengen und erhöht dadurch den Blutdruck. Angiotensin II hat auch andere Funktionen, wie die Anregung der Aldosteronfreisetzung aus den Nebennieren, was zur Erhöhung des Natrium- und Wasserretention im Körper und somit zur Blutdruckerhöhung beiträgt.

Forscher der Universität Basel empfehlen ARBs anstelle von ACE-Hemmern

Die Forschungsgruppe um Prof. Dr. med. Franz Messerli und Prof. Dr. med. Stefano Rimoldi verglich die blutdrucksenkende Wirkung von ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptor-Blockern (ARBs) bei Menschen ohne kardiovaskuläre Grunderkrankung sowie bei solchen mit Erkrankungen der Herzkrankgefäße, Herzinsuffizienz, Diabetes oder chronischer Nierenerkrankung. Auch die Nebenwirkungen der jeweiligen Patientengruppe wurden rückwirkend untersucht. Insgesamt schlossen sie die Daten von 254.301 Patientinnen und Patienten in die Untersuchung ein. Der Vergleich ergab, dass ARBs in allen Patientengruppen eine ähnliche gute oder sogar bessere blutdrucksenkende Wirkung aufwiesen wie ACE-Hemmer.
Beide Wirkstoffe senkten das Risiko für Todesfälle, Herzinfarkt, Herzversagen, Hirnschlag oder Nierenversagen gleichermaßen gut – besonders auch bei weiteren Risikofaktoren wie einer Herzerkrankung oder Diabetes. Dabei kam es unter ARBs zu signifikant weniger Nebenwirkungen. Es gab deutlich weniger lebensbedrohliche Erstickungsanfälle. Der trockene Husten blieb aus. Teils linderte das Medikament sogar Kopfschmerzen und andere Beschwerden, welche der Bluthochdruck hervorgerufen hatte.

ACE-Hemmer werden dennoch häufiger verordnet

Die häufigere Verschreibung von ACE-Hemmern im Vergleich zu Angiotensin-Rezeptor-Blockern (ARBs) kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein. So sind ACE-Hemmer seit längerer Zeit im Einsatz als ARBs. Daher gibt es umfangreichere Langzeitdaten zu ihrer Wirksamkeit und Sicherheit. Ärzte tendieren möglicherweise dazu, Medikamente zu verschreiben, mit denen sie vertraut sind und die sich über einen längeren Zeitraum bewährt haben. Weiterhin sind in vielen Gesundheitssystemen die Kosten für Medikamente ein wichtiger Faktor bei der Verschreibungsentscheidung. Medikamente mit ACE-Hemmern sind oft günstiger als ARBs. Letztlich könnten Ärzte Medikamente bevorzugen, mit denen sie mehr Erfahrung haben.

Übergewicht kann den Blutdruck beeinflussen

Übergewicht und Adipositas (Fettsucht) sind bekannte Risikofaktoren für die Entwicklung von Bluthochdruck. So kann Übergewicht zu einem erhöhten Insulinwiderstand führen. Insulinwiderstand ist ein Zustand, bei dem die Körperzellen weniger empfindlich auf das Hormon Insulin reagieren. Dies ist mit einer Reihe von Veränderungen im Körper verbunden, die den Blutdruck erhöhen können.
Weiterhin kann Übergewicht zu einer erhöhten Aktivität des sympathischen Nervensystems führen, was zu einer Erhöhung der Herzfrequenz und einer Verengung der Blutgefäße beiträgt. Übergewicht kann auch die Nierenfunktion beeinträchtigen, was zu einer gestörten Regulierung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes im Körper führt und den Blutdruck erhöhen kann. Letztlich ist Adipositas mit einer chronischen Entzündungsreaktion im Körper verbunden. Entzündliche Stoffe können die Gesundheit der Blutgefäße beeinträchtigen und zum Anstieg des Blutdrucks beitragen.

Weitere Informationen zum Thema Blutdruck

https://www.medizin-welt.info/wissen/Was-heisst-mmHg/7

https://www.hochdruckliga.de/

https://herzstiftung.de/

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