Exkursion zur Silphie in Heinersreuth

Exkursionsleiter Reinhard Wesinger stellt die Becherpflanze vor

Reinhard Wesinger (ganz links) steht mit den Exkursionsteilnehmern vor einem Feld mit Becherpflanzen

Anbau der Becherpflanze als Pilotprojekt in Oberfranken

Silphium perfoliatum heißt die Becherpflanze mit ihrem botanischen Fachausdruck. Da sich diesen Namen nur wenige merken können, bezeichnen die Insider das Projekt Becherpflanze nur noch mit „Silphie“. Das Geoteam Bayreuth und die Regierung von Oberfranken hatten zusammen mit der Gemeinde Heinersreuth die Exkursion zu den Anbaugebieten der Becherpflanze organisiert. Sportlich mit dem Rad starteten die elf Teilnehmer vom Rathaus aus zur ersten Station zwischen Tannenbach und Hahnenhof. Auf dem Feld des Landwirts Tröger entsteht gerade eine frische Kultur der Becherpflanze. Die Aussaat erfolgte Anfang Mai 2017. Exkursionsleiter Reinhard Wesinger vom Geoteam zeigte sich gut auf das Thema vorbereitet. Landwirte in der Gemeinde Heinersreuth stellen insgesamt sechs Felder mit zehn Hektar für die Becherpflanze zur Verfügung. Die Projektfinanzierung für Oberfranken schließt insgesamt hundert Hektar ein. Begonnen wird im Jahr 2017 mit knapp sechzig Hektar, im Jahr darauf kommen die restlichen Flächen an die Reihe.

Die Becherpflanze besitzt ökologische Vorteile gegenüber Mais

Der Maisanbau stellt hohe Ansprüche an den Boden. Mehrmaliges Düngen und Versprühen von chemischem Pflanzschutz ist die Regel. Für Insekten liefert Mais keine Nahrungsgrundlage. Die Becherpflanze muss nur einmal pro Jahr gedüngt werden. Die chemische Keule entfällt jedoch, da sich die Pflanze als sehr robust gegenüber Schädlingsbefall erwiesen hat. Durch ihr permanentes Verbleiben im Boden verhindert sie den Abtrag des feinkörnigen Erdreichs. Schließlich bietet Silphie auch für die Insektenwelt ein reichhaltiges Nahrungsangebot.

Deshalb lohnt sich für die Landwirte die Teilnahme am Pilotprojekt

Dr. Horst Häußinger, Leiter des Sachgebiets Wasserwirtschaft, betreut das Projekt Becherpflanze für die Regierung von Oberfranken. Er spricht von einem „Wohlfühlpaket“ für die Landwirte. Die Kosten für die Ansaat der Flächen übernimmt die öffentliche Hand. Ein Dienstleister aus Aichach hat dafür ein Spezialfahrzeug entwickelt. Die Besonderheit liegt darin, Mais und Silphie in einen Arbeitsgang auszusehen. Im ersten Jahr wächst die Becherpflanze zusammen mit Mais auf. Ein zusätzliches Bonbon für die Bauern, denn die Becherpflanze bringt im ersten Jahr keinen Ertrag. So bleibt ihnen immerhin die Maisernte. Im zweiten bis zum fünfzehnten Jahr wächst die Becherpflanze bis zu einer Höhe von fast zwei Metern. Mindestens fünf Jahre lang müssen die Projektteilnehmer die Flächen für das Projekt zur Verfügung stelllen.

Wird die Motivation für die Landwirte nach Abschluss der Förderung ausreichen?

Reinhard Wesinger macht die Kostenrechnung auf. Der energetische Ertrag der Becherpflanze gegenüber Mais wird mit 85 Prozent bewertet. Die Kosten für Ansaat und Pflege im ersten Jahr sind höher als beim Maisanbau und schließlich entfällt der Ertrag im Jahr der Ansaat. Auf der Habenseite steht ein wesentlich geringerer Aufwand für Düngemittel und das Spritzen von chemischem Pflanzenschutz entfällt ganz. Die größte Ersparnis aber ist der Wegfall der Ansaat in den Folgejahren. Nicht in Geld aufzuwiegen ist der Imagegewinn für die Landwirte, wenn sie deutlich machen, dass durch die ökologische Variante der Biogaserzeugung der Nitrat-, Phosphat- und Chemikalieneintrag in das Grundwasser und in das Oberflächenwasser vermieden wird.

Von Hahnenhof nach Unterkonnersreuth

so groß kann Silphie werdenNach Besichtigung einer jungen Silphie-Kultur stiegen die Exkursionsteilnehmer wieder auf das Rad. Über Feldwege führte die Strecke nach Hahnenhof und dann an der Bundesstraße B85 entlang nach Unterkonnersreuth. Auf dem Feldweg in nordwestlicher Richtung gelangte die Gruppe zur zweiten Etappe der Exkursion. Am Waldrand betreibt der Bauer Gerhard Potzel bereits seit fünf Jahren eine Silphie-Kultur. Diese Maßnahme wurde seinerzeit vom Bioenergie-Projekt des Landratsamtes Bayreuth gefördert. Die Exkursionsteilnehmer um Reinhard Wesinger zeigten sich beeindruckt von der Größe der Becherpflanze. Es wurde sofort klar, dass mit dem Anbau von Silphie ein bedeutender Beitrag für die Bioenergiegewinnung geleistet wird. Naturschützer sahen in dem gewaltigen Feld noch einen weiteren Vorteil: da die Fläche ganzjährig unbearbeitet bleibt, entwickelt sich ganz nebenbei ein Biotop für heimische Tier- und Pflanzenwelt. Auch die Wildschweine richten keinen Schaden an, da sie mit der Becherpflanze nicht viel anfangen können.
Flyer zur Silphie-Exkursion in Heinersreuth

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