Fachgerechter Rückschnitt oder Kahlschlag?

Kahlschlag in Dürrwiese

„Ein Regenrückhaltebecken ist kein Biotop“, sagt die Gemeinde

Aufregung um den Rückschnitt in Dürrwiesen

Einen Tag nach Beendigung des Volksbegehrens „Artenvielfalt – Rettet die Bienen“ sorgten Bauhofmitarbeiter für einen radikalen Rückschnitt von Bäumen und Sträuchern am Regenrückhaltebecken in Dürrwiesen. Einigen Bürgern schien der Schnitt des Guten zuviel. Schnell machte das Wort „Kahlschlag“ die Runde. Gemeinderat Norbert Eichler (SPD) postete Bilder auf seiner Facebookseite. Nach seiner Aussage sei er mehrfach von Bürgern auf die Angelegenheit angesprochen worden sein. Der ehemalige Verwaltungsleiter Karl Heinz Hübner schrieb einen Kommentar auf dieser Webseite. Schließlich stellte Eichler im Namen des Obst- und Gartenbauvereins Altenplos einen Antrag an die Gemeinde, zukünftig derartige Rückschnitte zu unterlassen.

Die Bauverwaltung nimmt schriftlich Stellung

Unter „Bekanntmachungen/Anfragen“ stand der Punkt auf der Tagesordnung der Sitzung von 26.2.19. Die Bauverwaltung gab folgende Stellungnahme ab: „Aus aktuellem Anlass weist die Bauverwaltung drauf hin, dass es sich bei der Anlage in Dürrwiesen Muckernreuther Straße/Ernteweg um ein Regenrückhaltebecken handelt. Ein Regenrückhaltebecken ist ein in Erd- und Betonbauweise künstlich angelegtes Becken, um kurzfristig in großen Mengen anfallendes Niederschlagswasser vorübergehend zu speichern, damit es verlangsamt in den nachfolgenden Vorfluter eingeleitet wird. Damit ist weder ein Biotop noch ein Weiher oder eine Ausgleichsfläche, sondern ein Ingenieurbauwerk, bei der die Funktionsfähigkeit im Vordergrund steht und jederzeit gewährleistet sein muss. Es ist daher Pflichtaufgabe der Gemeinde, die Funktionsfähigkeit des Regenrückhaltebeckens aufrechtzuerhalten, was ein regelmäßiges Zurückschneiden, Ausgrasen und ggf. sogar Ausbaggern zu Folge hat. Sollte sich das Rückhaltevolumen verringern bzw. die Zu- und Abflüsse nicht gewährleistet sein, könnten bei Starkregenereignissen Überflutungen nicht ausgeschlossen werden, was unter Umständen zur Verursachungshaftung der Gemeinde führen könnte“.

Kritische Wortmeldungen aus der SPD-Fraktion

Der hölzerne Text der Bauverwaltung (siehe oben) kam bei der SPD-Fraktion nicht gut an. Hans Dötsch kennt die Anlage aus seiner aktiven Zeit als Bürgermeister. Er sieht im Becken kein nüchternes Betonbauwerk, sondern einen Sammler mit gewolltem Bewuchs im Umfeld. Für diesen „Kahlschlag“ habe er kein Verständnis, so der Altbürgermeister. Auch Reiner Böhner versteht den Zusammenhang zwischen Baumbestand und Funktionsfähigkeit der Anlage nicht. Norbert Eichler weist darauf hin, dass er seinen oben genannten Antrag im Namen des OGV Altenplos der Gemeinde vorgelegt hat. Auf eine Abstimmung im Gemeinderat bestehe er aber nicht. Werner Kauper (CSU) weist daraufhin, dass man es nicht allen Bürgern in der Gemeinde recht machen kann. Als Beispiel nannte er die Situation im Dorfpark Altenplos. Einige Bürger wollen eine Blumenwiese haben, andere verlangen, dass das Gras regelmäßig gemäht wird.

Sachliche Klarstellung der Bürgermeisterin

Simone Kirschner hörte sich alle Wortmeldungen in Ruhe an. Dann führte sie aus, dass der Rückschnitt auch bei anderen Bepflanzungen im Abstand von fünf Jahren erfolgt. Es sei richtig, die Bäume „auf Stock“ zu setzen. Aufgrund der Bürgerbeschwerden holte sie sich die Rückversicherung des Landratsamtes, der unteren Naturschutzbehörde und des Wasserwirtschaftsamt ein. „Sie habe alles richtig gemacht“, so die Meinung der Fachbehörden. Im Übrigen habe der Rückschnitt nichts mit dem Termin des Volksbegehrens zu tun. Vielmehr müssten derartige Maßnahmen jeweils vor dem 1. März erfolgen.

2 Gedanken zu „Fachgerechter Rückschnitt oder Kahlschlag?

  1. Norbert Eichler

    Nachdem der Antrag des OGV Altenplos e.V. bisher noch nicht in vollständiger, korrekter Form vorgelegt bzw. veröffentlicht wurde, kann dieser auf Wunsch gern bei mir eingesehen bzw. auch per Email zugesandt werden.
    Dann würde sich vielleicht die eine oder andere Ungereimtheit von selbst erledigen. Es ist nicht sinnvoll nur einzelne Passagen aus dem gesamten Text zu zitieren.

    Norbert Eichler – 1. Vorsitzender OGV-Altenplos e.V.

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  2. Herbert Thomas

    Wenn solche „Radikal-Rückschnitte“ richtig sein sollen, beweist dies doch klar, das vernünftige gesetzliche Regelungen nötig sind, um solchen „Insekten-Vernichtungsroutinen“ künftig Einhalt zu gebieten.
    Ob man ein solches Gewässer als reines Regenrückhaltebecken oder als Biotop sehen und daraus seine Handlung legitimieren will, ist reine Paragraphenreiterei.- Wer Augen hat zu sehen, der schaue sich das Werk doch selber an.

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